Das Gespräch im Online-Chat am Donnerstag, 28.01.2021, 18.00 Uhr fand unter der Schirmherrschaft von Herrn Gerd Schreiner, Generalsekretär der CDU RPL, statt, der für ein kurzes Statement zugeschaltet war. Der Vorsitzende der Senioren-Union Mainz, Herr Dr. Gerd Eckhardt, moderierte die Veranstaltung.
Die Protagonistin, Hannelore Schneider (geb.1950 in Hoske/ Hoyerswerda), war als Lehrerin für die Fächer Deutsch und Englisch an der Polytechnischen Oberschule in Cottbus tätig. Als überzeugte Christin war es für sie nicht möglich, ihre Weltanschauung offen zu bekennen und diese auch in ihrer beruflichen Tätigkeit entsprechend darzustellen. Dies musste zwangsläufig zu Konflikten mit den Machtstrukturen des SED-Staates führen. Vom sozialistischen Regime ließ sie sich aber keineswegs entmutigen, den christlichen Glauben weiterhin zu verbreiten und diesen den Menschen in der DDR nahezubringen: Sie engagierte sich in ökumenischen Umweltgruppen und in vielfältigen Veranstaltungen der Evangelischen Kirche. Sie wusste, dass ihre Haltung von Staats wegen äußerst misstrauisch verfolgt wurde und fürchtete für sich selbst, ihren Ehemann und ihre zwei Kinder stringente Repressalien. Ihr Ausreise-Antrag wurde 1982 abgewiesen, was sie dennoch nicht veranlasste, ihre Aktivitäten für die Menschenrechte fortzusetzen. Da die DDR sich offensichtlich der unbequemen Störerin entledigen wollte, verlor Frau Schneider vier Jahre später (1986) ihren Job und wurde innerhalb weniger Tage mit ihrer Familie ausgewiesen. Zunächst hatte sie für kurze Zeit in Gießen, dann aber permanent in Essen eine Bleibe – eine neue Heimat – gefunden. Dies aber stellte für die gesamte Familie eine große Herausforderung dar.
Die anschließende Diskussion unter den Online–Chat–Teilnehmern beschäftigte sich vor allem mit der Frage, inwieweit es möglich war, dass sich das Regime so lange behaupten konnte und letztlich dank friedlicher Demonstrationen beendet wurde. Bis heute erhält Frau Schneider durch ihre bestehenden familiären Beziehungen aktuelle Informationen über die noch heute vorhandenen Auswirkungen der Ex-DDR in den neuen Bundesländern, über Unzufriedenheit der Vermeintlich-Abgehängten (siehe AfD), aber auch über viele positive Haltungen zur Bundesrepublik Deutschland.
Dr. G. Schreiner